Derzeit ist häufig die Rede von der Baustelle in Skolkowo, den Projekten in Skolkowo, den Managern von Skolkowo, der Finanzierung von Skolkowo… Aber das sind alles nur Worthülsen. Um zu verstehen, wie diese Stiftung funktioniert, möchte ich folgende Geschichte als Beispiel aufführen.

 

Foto: RIA Novosti

In einer Moskauer Firma hat ein Wissenschaftler-Team eine einzigartige dreiflügelige künstliche Herzklappe entwickelt – bisher wurden in der Herzchirurgie in der ganzen Welt nur zweiflügelige Klappen eingesetzt. Die zweiflüglige Herzklappe wurde vor mehr als zwanzig Jahren von Amerikanern konstruiert. Folglich teilen sich den Millionenmark der Herstellung und des Vertriebs dieser Klappen drei Firmen aus den USA. Die Russen haben sich eine weiterentwickelte Klappe ausgedacht: Die kleine schwarze Kappe wird durch drei Lamellen geöffnet – ähnlich einer Blume, die im Sonnenlicht ihre Blütenblätter entfaltet. Der Konstruktionsaufbau scheint äußerst simpel zu sein, allerdings hat es für die Umsetzung anspruchsvollster Hochtechnologie bedurft, um die Leistungsfähigkeit der Flügel von 40 Millionen Öffnungs- und Schließvorgängen pro Jahr gewährleisten zu können.

“Unsere Klappe besteht aus drei Nanobestandteilen”, erklärt der Konstrukteur des Gerätes Dr.-Ing. Alexander Samkow. “Alles wird auf Präzisionsgeräten mit einer Genauigkeit von 150 Nanometern gefertigt. Wir beschleunigen Kohlenstoffionen in einem Teilchenbeschleuniger und beschießen mit diesen eine Titanoberfläche. Auf diese Weise erhalten wir ein Material, das von natürlichem Gewebe nicht abgestoßen wird.

Die technische und klinische Erprobung ist bereits erfolgt und es wurden russische, europäische, amerikanische, chinesische brasilianische und noch weitere Patente angemeldet. Das Ministerium für Gesundheitswesen und Sozialentwicklung der Russischen Föderation hat die Genehmigung für die Produktion und den Verkauf dieser Prothese erteilt. Und bereits vierzig Personen tragen sie in ihrem Herzen, einer von ihnen ist ein Junge, der im Alter von sechs Jahren operiert worden ist! Allerdings konnte die kleine Firma mit ihren 35 Mitarbeitern nicht mit den amerikanischen Giganten, die den Markt unter sich aufgeteilt haben, mithalten. Um die entsprechenden Stückzahlen produzieren zu können, mussten Investoren gefunden werden. Angebote kamen von den Chinesen, den Japanern und sogar aus den USA. Aber die russischen Wissenschaftler wollten, dass ihre Erfindung im Lande bleibt. Die Firma hat einen Antrag gestellt und wurde Mitglied der Skolkowo-Stiftung. Das bedeutet jedoch nicht, dass die Prothesen in Innograd hergestellt werden – hier sind überhaupt keine Fertigungsstätten geplant. Die Firma kann allerdings Fördermittel beantragen und juristische Unterstützung bei der Ausfertigung der notwendigen Unterlagen erhalten. Der Venture-Fonds akquiriert den notwendigen Kapitalanleger, der in die Produktion der “Blume des Lebens” investiert.

Ein weiteres Projekt, an dem das Skolkowo-Mitglied arbeitet, könnte eine Revolution in der Behandlung von Krebskrankheiten bedeuten: Ein Präparat, das den Effekt von Krebsheilmitteln verstärkt. Dabei handelt es sich um eine Art modularer Nanotransporter, die das Antikrebsmittel gezielt in den Kern der zu zerstörenden Krebszellen transportieren. Um die Entwicklung auf den Markt bringen zu können, müssen langwierige und kostspielige klinische Test durchgeführt und eine Genehmigung bei der staatlichen Regulierungsbehörde eingeholt werden. Als Skolkowo-Mitglied konnte der Entwickler bei der Stiftung Fördergelder in Höhe von 500.000 US-Dollar beantragen – die gleiche Summe hat er von Kapitalanlegern bekommen.

Die “Bewohner” von Innograd arbeiten auch auf anderen Gebieten. So werden zum Beispiel Computerprogramme zur Spracherkennung, Technologien für künstliches 3D-Sehen und Batterien auf Basis von Kernspaltung mit einer Lebensdauer von zehn Jahren entwickelt.Vielleicht wird in den nächsten Jahren die ganze Weltdank der Arbeit von Skolkowo diese Technologien und Geräte im Alltag nutzen können.

 

russland-heute.de